Samstag, 17. November 2007

Herbst in Singapore

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Jedenfalls an der Orchard Road, wo die kitschige Weihnachtsbeleuchtung so hell ist, dass die Zürcher Experimentalbeleuchtung wie Waschküchenbeleuchtung erscheint. Die Erhu-Spieler (chinesische Geigen) spielen Oh Du Fröhliche und Stille Nacht in Endlosschleife und von oben brennt die Sonne wie eh und je herunter.
Grund genug, nach einem Monat Sendepause wieder einmal ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Der letzte Monat hatte es wirklich in sich. 3 Wochen lang hatte ich ein Stressprogramm, wie man es sich von St.Gallen nicht gewöhnt ist: 16 Tage ohne Pause Uni, meistens von 0800 am bis 0800 pm. Dummerweise mussten wir während dieser Phase noch drei Papers erstellen, eine Finance- und eine Global Human Resources Management Prüfung vorbereiten und hatten auch immer noch viel zu lesen.

Aber das interessiert von Euch ja bekanntlich nur die wenigsten... kommen wir also wieder zum Boulevard!
Beginnen wir mal umgekehrt chronologisch. Gestern war ja bereits die letzte Vorlesung hier an der SMU. Das schreit nach einer Farewell Party Marke Singapore, zugelassen waren nur Exchange Students (dieses Zensusverhalten ist normal in Singapore - schliesslich gibt es auch Clubs, wo Locals mehr bezahlen als Expats). Das Party Thema (auch eine Eigenheit von Singapore - keine Party ohne Thema) war Hollywood und so waren alle poshly dressed, als sie den soignierten, roten Teppich des Timbre Clubs betraten und sich dem Blitzlichtgewitter stellten.















Man beachte den - doch recht signifikanten - Unterschied zwischen Bild 1 und Bild 2. Dazwischen liegen nur ca 2 Stunden.
Den Umgang mit den Austauschstudenten empfinde ich als sehr bereichernd. Nicht nur, dass darunter etliche Däninnen und Schwedinnen zu finden sind, sondern dass von über 80 Nationen Leute da sind, die alle das gleiche Ziel haben: Möglichst viel profitieren vom interkulturellen Austausch. So ergeben sich wunderbare Gesprächskonstellationen wie zum Beispiel gestern mit Dhruv, dem indischen Kollegen, Antti, dem Finnen, einer Taiwanesin namens Xi Lao Ping Pong irgendwas und Justin, dem Kanadier. Und mir. Und wir diskutierten über - na was wohl - China...

Die Woche zuvor war wirklich geprägt durch mühsame, endlose Gruppenmeetings, wo mein Führungsstil nicht immer auf Wohlwollen gestossen ist. Als ich die Leute per E-Mail freundlich darauf aufmerksam machte, dass der Zeilenabstand 1.5, die automatische Erstellung eines
Inhaltsverzeichnisses und APA Zitierstandard eigentlich wissenschaftliche Notwendigkeit seien und dass der Literaturhinweis "Little India by Dr. Siddique" noch nicht ganz hinreichend sein dürfte, erhielt ich folgende Antworten:
Fräulein Jeanette:
"By the way, your last email was unprofessional and completely uncalled for."
Monsieur Jeremy: "It is really not nice if you come in the 11th hour and command us to do this and that."
So viel zu Cultural Learning... jetzt sind ein paar Singapurer
wenigstens ein wenig more familiar mit dem individualistischen, geradlinigen, direkten und zeitweise kompromisslosen Verhalten - schlussendlich wurde nämlich meine Version abgegeben ;)
Wie mein Schwesterlein wieder sagen würde: "Ah you did the Winkelried again!"

Total verärgert ob der frappanten Inkompetenz gewisser Leute startete ich also meinen Samstagabend. Wie er rausgekommen ist, kann sich jeder, der mit diesem Blog etwas vertraut ist, vorstellen. Attica.
Zuerst besuchten Mirjam und ich aber die Hari Kaya Party (oder wie auch immer das indische Fest heisst) bei unserer Agentin zu Hause. Sie ist spezialisiert auf Wohnungsvermittlung an Studenten und hatte deshalb all ihre Studenten-Kunden zu sich
eingeladen, indisch gekocht und flaschenweise Alkohol eingekauft.
Das Fest war toll, mit traditionellem Tanz und Essen, bei wunderschönem Grillwetter.





































Bild 1: Mi&Mi Productions on the road againg = SDVL (Smash-down very likely) :)
Bild 2: Ich biete im Unisport HSG nächstes Semester den Kurs "Indian Dancing, Advanced" an
Bild 3: Es ist sooo heiss in Singapore, dass alle befürchten, irgendwann zu verdursten.
Bild 4: Merlot vs. Cabernet (oder: So viel zum Thema Durst)

Als weiteres schönes Erlebnis ist das Fondue zu erwähnen, dass wir uns doch einmal geben mussten. Gerber persönlich, viel zu wenig, mit Knoblibrot zur Vorspeise. Der Kirsch, den wir bestellt hatten, entpuppte sich als Cocktail-Kirschen-Likör, mitunter das Unpassendste, das ich jemals zu einem Fondue erhalten habe. Dafür gab es 2 Flaschen Weisswein gratis. Es lebe der freie Markt und die grosse Konkurrenz am Boat Quay!















So, Jungs und Mädels, jetzt muss der Michael aber ins Nest. Dummerweise gibt's da noch so ein Learning Journal, das der werte Herr Professor bis Dienstag erwartet, das 25 Seiten zu umfassen hat und von dem ich noch keine Silbe geschrieben habe.
Gute Nacht und bis bald

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